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Zur Geschichte:

Es begann im Januar 2003 mit 37 Preisträger*innen der Bonner Regionalrunde der Mathematik-Olympiade aus den Klassen 5 bis 10. Hoch motiviert und voller Begeisterung fuhren wir am Freitag Vormittag zum Aremberg, um uns in unserem Schullandheim bis Montag Morgen mit Mathematik zu befassen. Inzwischen haben wir 54 solcher Mathe-Wochenenden durchgeführt. Und wäre nicht Corona gekommen, wären es gar 57 schon. Bei einer durchschnittlichen Belegung von 30 Schüler*innen haben wir also bisher ca. 1700 Teilnehmer*innen gehabt. Es gibt sie, die mathematikbegeisterten Schülerinnen und Schüler.

Zutatenliste für ein gelungenes Mathewochenende:

  • 20 < Teilnehmeranzahl < 42
  • 2 erwachsene Betreuer*innen
  • Mentoren, x in Abhängigkeit {Teilnehmerzahl; Art des MaWos} – gerne FEG Schüler*innen
  • Schullandheim Aremberg
  • gutes Wetter (optional)
  • gute Laune – garantiert!
  • Spiele und Turniere

 

Warum fährt man auf das Mathewochenende?

Feedback:

Aufgebrachter Schüler der Klasse 4: „Der hat eben zu mir gesagt, ich sei ein Streber!“

Carolin B. (Mentorin des FEGs) : „Das stimmt ja auch. Denn, wenn du kein Streber wärst, dann wärst du doch nicht hier. Wir sind alle Streber für diejenigen, die es nicht so gut können…“

Antwort des wesentlich zufriedeneren Schülers: „Ach so!“

Lehrerinnen: Ganz objektiv gesehen muss man wohl ein wenig verrückt sein, wenn man sein ruhiges und erholsames Wochenende gegen ein Mathewochenende eintauscht. Schließlich weiß man vorher, dass man sich auf eine große Gruppe von Kindern/Jugendlichen einlässt, die man wahrscheinlich größtenteils nicht kennt und die sich auch nicht immer untereinander kennen. Man weiß, dass man wenig Zeit zum Verschnaufen geschweige denn Schlaf bekommen wird – das Wochenende startet mit dem Treffen auf dem Schulhof Freitagmorgen und endet erst, wenn am Montag alle wieder abgeholt wurden. Und dann ist erst mal ein Erholungsschlaf dringend nötig!

Und trotzdem machen wir es immer wieder. Wir haben uns gefragt warum?

Judith Baier: Ich fahre seit 15 Jahren mit auf die Mathewochenende und habe mich vor 6 Jahren auf die 4er/5er Wochenenden „spezialisiert“. Ich unterrichte gerne und viel in der Jahrgangsstufe 5/6 und finde es wichtig, dass der Übergang von der Grundschule zum Gymnasium gut gelingt.

Ich finde schon die Abfahrt am FEG immer total spannend – dort treffen die „Neulinge“ aus Klasse 4 und 5 auf die „Wiederholungstäter“, die schon einmal auf einem MaWo waren und die sich wiederum freuen, alte Bekannten wieder zu treffen. Ich freue mich immer darüber, die Mentoren wiederzusehen. Sie sind auf dem MaWo eine unglaubliche Hilfe. Viele von ihnen haben selbst mal mit dem 4er/5er MaWo angefangen und sind als FEG-Schüler in die MaEx eingestiegen. Es ist faszinierend, die Entwicklung dieser ausgewöhnlichen Menschen begleiten zu dürfen und sie auch außerhalb des Unterrichts zu sehen.

Die Mathewochenenden bieten Matheverrückten eine Insel. Viele Erwachsene kokettieren damit, dass sie in der Schule nie gut in Mathe waren und prägen damit entscheidend die Haltung ihrer Kinder. Am FEG sind in den meisten Klassen inzwischen mehrere Schüler*innen, die außerordentlich gut in Mathe sind. Ich erlebe immer wieder, wie ganze Klassen sagen, dass Mathe toll ist.  Diese Klassen nutzen die Möglichkeiten, die wir ihnen bieten und nehmen gerne an den vielen Wettbewerben teil. Ich weiß aber auch, dass dies nicht an allen Schulen der Fall ist und so freue ich mich, wenn wir auf den Mathewochenenden den Schüler*innen eine Heimat bieten können, die im Alltag an ihrer Schule vielleicht nicht so viel Akzeptanz für das Fach Mathe und damit ihr Talent erleben.

Ich genieße auf dem MaWo, dass ich fast ausschließlich hochmotivierte Schüler*innen habe, mit denen ich in einem Tempo und mit einer Begeisterung an Themen arbeite, die im „normalen“ Unterricht undenkbar wären. Hier lassen sich Dinge erproben, Diskussionen führen und Gedankenspiele durchführen, die sonst nicht möglich wären. Oft wird dann noch beim Essen oder bis tief in die Nacht weiter diskutiert. Das ist einfach wunderbar zu beobachten.

Die Teilnehmer*innen profitieren sicherlich von meiner großen Unterrichtsroutine in Klasse 5/6. Andererseits profitiert auch mein Unterricht enorm von den Mathewochenenden. Ich gehe nach einem Mathewochenende mit noch mehr Begeisterung und Elan in die Schule; viele meiner Unterrichtsideen und -konzepte sind aus „Spielereien“ auf dem Aremberg entstanden. Ich bin daher der Schulleitung dem Kollegium dankbar, dass sie mich zum MaWo fahren lassen.

Gabi Ernst-Brandt: Ich bin von Anfang an dabei. Ein ehemaliger Kollege der Freien Waldorfschule Bonn (inzwischen am Gymnasium für Hochbegabte des Landes Baden Württemberg) gab bei der Regionalrunde 2002 die Anregung, die Schüler*innen, die sich für den Landeswettbewerb qualifiziert hatten, doch auf einem Mathe-Wochenende für diesen Wettbewerb zu trainieren. Solche Trainingsmöglichkeiten kannte ich aus meiner eigenen Schulzeit. Mir hatten sie immer gefallen. Warum nicht jetzt als Lehrerin genau das an meine Schüler*innen weitergeben? Gesagt. Getan. Mit dem Schullandheim Aremberg fanden wir vielleicht nicht die besten Bedingungen, aber solche, die all unseren Wünschen entsprachen. Wir sind immer wieder gern dorthin gefahren, auch wenn wir in der Garderobe, in der Tischtennishalle oder in den Schlafräumen der Lehrer und Mentoren unterrichten müssen. Irgendwie geht das immer. Und irgendwie ist das inzwischen auch Tradition. Zu der tollen Stimmung auf so einem Mathe-Wochenende kann ich nur wiederholen, was Judith Baier schon geschrieben hat. Mathematik bis spät in die Nacht und immer noch mit Begeisterung – unglaublich, aber wahr. Eine Lehr- und Lernatmosphäre, die man sich auch für den Alltag wünscht. Ich habe oft gesagt, die Mathe-Wochenenden sind meine Tankstellen, obwohl sie auch sehr anstrengend sind. Ich kann nur jeder Kolleg*in und jeder Schüler*in eine solche Erfahrung – und da muss es gar nicht Mathematik sein – wünschen.